01.12.2025

Eurobaustoff Forum: Der Druck bleibt, aber der Horizont wird heller

Unter dem Motto „Zusammen Zukunft Bauen“ fand das diesjährige Eurobaustoff-Forum in den Kölner Messehallen statt. Auf rund 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zeigten Industriepartner und Zentrale, woran sie arbeiten. Die Veranstaltung wirkte spürbar belebter als in den Jahren davor, auch weil die Besucherzahlen leicht gestiegen sind.

„Das Forum hat sich zu einer zentralen Plattform der Baustoff-, Fliesen- und Holzbranche entwickelt“, sagte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Eurobaustoff meldet leichtes Plus>

Nach einem schwachen August haben sich die Zahlen im September und Oktober spürbar verbessert. Zum 31. Oktober liegt die Kooperation rund zwei Prozent über dem Vorjahr. Der Einzelhandel bleibt jedoch im Minus, Vor allem wegen der anhaltenden Schwäche im DIY-Markt.

„Besonders freut es mich, dass die Indikatoren in den verschiedenen Warenbereichen wieder nach oben zeigen“, sagt Kern.

Gleichzeitig registriert die Geschäftsführung eine zunehmende Unsicherheit im Markt. Die jüngsten Insolvenzen hätten viele Gesellschafter verunsichert. Aus Kerns Sicht trifft es vor allem Firmen mit externen Geldgebern: „Natürlich gibt es Firmen, die nicht gut aufgestellt sind – auch im Mittelstand. Das ist so. Aber bei uns hängt kein Finanzinvestor hinten dran.“

Die Einschätzungen aus den Häusern bleiben uneinheitlich. Während einige Standorte stabil laufen, ist die Stimmung vielerorts zurückhaltender als die Zahlen vermuten lassen. Für 2026 rechnet Kern mit einer langsamen aber spürbaren Erholung.

Viele Händler führten intensive Gespräche über Strukturen, Konzepte und Perspektiven. Der Speaker-Corner, mit Fachvorträgen, war über beide Tage hinweg gut besucht.

Gesellschafter zeigen Stärke

Trotz der angespannten Marktlage sieht die Eurobaustoff-Geschäftsführung ihre Gesellschafter wirtschaftlich gut aufgestellt. „Die Eigenkapitalquote ist von 46 auf fast 57 Prozent gestiegen – das heißt: Meine Gesellschafter kippen morgen nicht um. Aber sie haben auch keine Lust, Verluste zu machen“, sagt Kern.

Auch bei den Warenkrediten zeigt sich finanzielle Disziplin. Die verfügbaren Kreditlinien sind nur zu etwa 60 Prozent ausgeschöpft. Akute Liquiditätsprobleme sieht die Geschäftsführung nicht.

Einige Händler nutzen die Situation aktiv: Sie übernehmen frei werdende Flächen, profitieren von Rückzügen der Konkurrenz oder kaufen Objekte aus Konzernhand. Ein Beispiel: Kraft Baustoffe in München hat einen Standort in Moosfeld übernommen. Ziel ist es, sich frühzeitig für den erwarteten Aufschwung zu positionieren.

Die Kooperation unterstützt solche Schritte gezielt. Kleinere Häuser werden über Asset- oder Share-Deals im Verbund gehalten, Standorte integriert oder weitervermittelt. Aktuell geht ein Händler aus dem Raum Mannheim mit rund 20 Millionen Euro Außenumsatz innerhalb des Netzwerks in einen größeren Verbund über.

Umsätze stabil, Margen unter Druck

In vielen Häusern bleibt der Umsatz stabil – doch die Ergebnisse brechen ein. Steigende Kosten und sinkende Deckungsbeiträge setzen die Margen unter Druck. Fixkosten wie Personal, Logistik oder Fuhrpark bleiben weitgehend konstant, auch wenn weniger Ware umgesetzt wird.

„Wenn das Marktvolumen um zehn bis fünfzehn Prozent zurückgeht, verdienen die Händler kein Geld mehr“, sagt Kern. Aus seiner Sicht bleiben zwei Stellschrauben: höhere Auslastung oder zusätzliches Geschäft.

Die Folge ist eine wachsende Konzentration im Markt. Einige Betriebe geben Standorte auf, andere nutzen die Lage, um sich breiter aufzustellen. Für viele Häuser bleibt der Ergebnisdruck das dominierende Thema des Jahres.

Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand

Viele Gesellschafter stellen ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Lohnt sich der Ausbau des Projektgeschäfts? Wie tragfähig ist der eigene Onlinevertrieb? Und welche Leistungen lassen sich künftig noch kostendeckend anbieten?

Gleichzeitig spitzt sich die Lage am Personalmarkt weiter zu. Qualifizierte Mitarbeiter wechseln schneller den Arbeitgeber, als neue Fachkräfte zu finden sind. Einige Betriebe reagieren mit höheren Gehältern oder Zusatzleistungen – was die Fixkosten weiter steigen lässt.

Regionen schneiden unterschiedlich ab

Die Marktentwicklung verläuft regional uneinheitlich. Unter den 50 umsatzstärksten Gesellschaftern zeigen sich deutliche Unterschiede. In Bayern hält sich der Dachbereich stabil. Im Norden dagegen schwächelt das Geschäft – entlang der Küste entstehen kaum neue Ferienwohnungen. In Mecklenburg-Vorpommern fehlt es zudem an sozialem Wohnungsbau.

Einzelhandel bleibt hinter dem Großhandel zurück


Trotz leichter Erholung in vielen Sortimenten bleibt der Einzelhandel schwächer als der Großhandel. Die zentral fakturierten Umsätze liegen laut Kern „bei 1,1 oder 1,3 Prozent im Minus“. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zeigt sich bundesweit – unabhängig von Region oder Sortiment.

Sanierung kompensiert Rückgänge im Neubau

Die energetische Sanierung bleibt der wichtigste Wachstumsfaktor. Beim Forum stellte das Team Hochbau das Thema gemeinsam mit den Bereichen Dach, Fassade, Photovoltaik und Dämmstoffe vor. Die Akademie lieferte Beratungsargumente für die Praxis, das Marketing unterstützte mit Materialien für Ausstellung und Kundenansprache.

Der Unterschied zwischen Neubau und Sanierung zeigt sich deutlich in den Warengruppen. Während klassische Baustoffe wie Mauerstein, Kalksandstein und Ziegel um rund zehn Prozent zurückgehen, verzeichnen Sanierungssortimente wie Dämmstoffe, Trockenbau und Ausbau ein Plus in gleicher Größenordnung.

Eigenmarke Prima zeigte Neuheiten für 2026


Die Handelsmarke Prima präsentierte auf dem Forum ihre Neuheiten und Sortimentsschwerpunkte für das Jahr 2026.

In Halle 7 konnten Händler neue Produkte entdecken, Preise vergleichen und über mögliche
Flächenkonzepte sprechen.

Viele Betriebe setzen die Handelsmarke gezielt ein, um ihr Sortiment zu ergänzen und Planungsrisiken abzufedern.

Hohe Resonanz auf KI-Stationen

Besonders stark frequentiert war in diesem Jahr der Themenbereich „Künstliche Intelligenz (KI) & Digitalisierung“. In geführten Rundgängen konnten Besucher sieben Stationen durchlaufen mit verschiedenen Anwendungsbeispielen. Gezeigt wurden unter anderem eine automatisierte digitale Preisauszeichnung und ein KI-gestützter Telefonservice – beides Lösungen, die Abläufe im Alltag effizienter machen sollen.

Nachwuchs zeigte Präsenz

Auch der Branchennachwuchs war auf dem Forum präsent. Rund 260 Auszubildende aus Gesellschafterhäusern nahmen an der Azubi-Sternfahrt teil. Eine Rallye durch die Messehallen führte sie zu Sortimentsbereichen, Herstellern und Stationen der Kooperation. Zum Abschluss verlieh Eurobaustoff den „Azubi-Award“ für Projekte, die durch besonderes Engagement aufgefallen waren.

4.000 Gäste beim Get-together


Der erste Messetag endete traditionell mit dem Get-together. Rund 4.000 Gäste aus Handel und Industrie kamen zusammen. Viele Gesprächspartner betonten, wie wichtig der persönliche Austausch ist, sowohl für die eigene Orientierung, als auch zum Netzwerken und für die Zusammenarbeit.


Ausblick auf 2026


Die Baukrise bleibt der dämpfende Faktor für die Branche. „Am Ende des Tages glaube ich, dass die Sanierung uns durch dieses Tal der Tränen gerettet hat“, erklärt Kern. Inzwischen zeigen die Zahlen wieder leicht nach oben.

Mehrere Warenbereiche verzeichnen leichte Zuwächse, erste Indikatoren deuten auf eine mögliche Stabilisierung hin. In der Geschäftsführung wertet man das als vorsichtiges Signal für ein besseres Jahr 2026.

Das diesjährige Forum verzeichnete einen regen Zulauf: „Die Stimmung ist gut, die Leute kommen. Es finden gute Gespräche statt. Ich bin wirklich sehr zufrieden“, sagt Kern.

Das nächste Eurobaustoff-Forum ist für 2027 geplant.

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